Liebe Gemeinde, unser Bibelwort für heute steht im Matthäusevangelium im 2. Kapitel (Matth 2,13-23):
Als die Weisen aus dem Morgenland hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir's sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen.
Der Glanz ist vorüber, die Geschenke verteilt, die Gäste wieder auf dem Heimweg, da scheint die dunkle Seite unseres Daseins wieder auf. Neid, Missgunst, Hass – mit einer stillen, heiligen Nacht ist sie noch nicht besiegt. Auch nicht die dunkle Seite in uns. Da braucht es die hellen Träume. Da braucht es Engel, Boten Gottes, die einen den Weg in Licht weisen. Und manchmal hilft nur eines: Zu fliehen, vor der Dunkelheit zu fliehen.
Da stand Josef auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten und blieb dort bis nach dem Tod des Herodes, auf dass erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Hosea 11,1): „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“
Ägypten heißt der Zufluchtsort. Einst ist das Volk Israel von dort geflohen, jetzt flieht der Retter dorthin. „Wo ist Gott?“, fragt man sich, wenn das Dunkle um sich greift. Er ist nur nebenan und wird zurückkehren. Der Retter flieht, bleibt, kehrt zurück, auf dass er selbst zum Zufluchtsort wird. Jesus Christus heißt seither unser Zufluchtsort, der überall sein kein, vor allem in dir.
Als Herodes nun sah, dass er von den Weisen betrogen war, wurde er sehr zornig und schickte aus und ließ alle Knaben in Bethlehem töten und in der ganzen Gegend, die zweijährig und darunter waren, nach der Zeit, die er von den Weisen genau erkundet hatte.
Zorn, Hass, Zerstörung, Mord und Totschlag. Nicht mal vor Kindern wird Halt gemacht. Wir können nur erschaudern, wozu wir Menschen fähig sind: in Bethlehem, in Stalingrad, in Ausschwitz, in Syrien im Jemen. Wehe, wenn das Dunkle auch unter uns und in unseren Herzen um sich greift!
Da wurde erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, der da spricht (Jeremia 31,15): „In Rama hat man ein Geschrei gehört, viel Weinen und Wehklagen; Rahel beweinte ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen.“
Wie weise sind doch die Weissagungen der Propheten. Sie verkünden das Licht in der Finsternis, verschließen aber ihre Augen und ihren Ohren nicht vor dem drohenden Unheil. Sie verkünden das Heil und rufen zur Umkehr. Ob wir die rechten Worte zur rechten Zeit hören?
Als aber Herodes gestorben war, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum in Ägypten und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und zieh hin in das Land Israel; sie sind gestorben, die dem Kindlein nach dem Leben getrachtet haben. Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich und kam in das Land Israel.
Kein Unheil, das nicht auch ein Ende hat. Die Endlichkeit von uns Menschen ist auch ein Segen. Den Hass der Alten müssen die Jungen nicht übernehmen. Die Fehler der Alten müssen die Jungen nicht wiederholen. Man könnte ja daraus lernen. Oder vielleicht auch nicht?
Als Josef aber hörte, dass Archelaus in Judäa König war anstatt seines Vaters Herodes, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und im Traum empfing er einen Befehl und zog ins galiläische Land und kam und wohnte in einer Stadt mit Namen Nazareth, auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch die Propheten: Er soll Nazoräer heißen.
Nazareth – die Stadt, in der das Kind aufwachsen soll. Nazareth – eine heidnische Stadt. „Was kann aus Nazareth schon Gutes kommen?“ (Joh 1,46) Genau dorthin will Gott. Zuerst in einen Futtertrog in einem Stall, dann ins Asyl eines fremden Landes und schließlich in eine heidnische Stadt in Galiläa.
Der Glanz ist vorüber, die Geschenke verteilt, die Gäste wieder auf dem Heimweg. Jetzt ist der Alltag. Und Gott mitten unter uns. Ob er bei dir Asyl findet? Heimat in deinem Herzen?