„Unruhige Zeiten – mein Schatz“. An diesen Satz aus einem Lied von Konstantin Wecker habe ich vor einigen Tagen denken müssen, zumal ich ihn in abgewandelter Form häufig gehört habe. Mittlerweile kommt es mir so vor, als erlebe ich aber eher die Ruhe vor dem Sturm.
Unruhige Zeiten hat es in meinem Leben immer wieder gegeben. Und womöglich, wenn sie zurückdenken, dann fällt ihnen/euch auch das eine oder andere Erlebnis ein, das das persönliche Leben auf den Kopf gestellt hat.
Auch gesellschaftliche Herausforderungen gab es sogar für meine Generation schon so manche zu bestehen. Ich denke daran, wie mich im Jahr meiner Konfirmation Tschernobyl beunruhigt hat oder dann später der 11. September 2001 und was danach kam. Und manch anderes fiele mir ein. Bisher war vieles dann doch immer weit weg. Anderes war nicht durch mediale Dauerschleife in meinem Kopf und Herz so präsent.
Es mag sein, dass es für meine Generation noch nie so existentiell war, wie sehr sich das Leben gerade ändert. Vieles wissen wir noch gar nicht.
Aber schließlich waren es meine Eltern und Großeltern, die durch Krieg und Nachkriegszeiten erlebt hatten, dass sich das Leben und die kleinen und großen Wünsche oder Träume, die man daran knüpft, dramatisch ändern können und man manchmal nur noch ums Überleben kämpft. Ich höre da so viele Geschichten, die ich bewundere, die ich vorbildlich finde, was da alles geschafft wurde.
Je länger ich darüber nachdenke, was mein Leben bisher so durchgerüttelt hat, kommt mir auch in den Sinn, was mir Mut gegeben hat und was mir in den Krisen meines Lebens geholfen hat.
Das waren zu verschiedenen Zeiten immer Menschen, die für mich da waren und mich ermutigt haben und die mit mir schwere Zeiten durchgestanden haben.
Jemand sagte zu mir in diesen Tagen, hoffentlich lernen wir wieder mehr zusammenzurücken – natürlich im Moment nicht körperlich, da gelten die Vorsichtsmaßnahmen - aber im Sinne von: füreinander da sein und einstehen und zwar alle miteinander. Von Zusammenhalt reden jetzt wieder viele. Wie dieser stärkt und Gut tut, merken wir, wenn wir ihn praktizieren. Fangen wir doch damit an, dass wir es Menschen sagen und schreiben – dass wir sie gernhaben, dass sie wichtig für uns waren und sind. Gehen wir im Kopf mal durch, wer uns da einfällt und rufen wir an, oder nehmen Stift oder Tastatur und schicken eine Botschaft.
Und vielleicht mag manch eine*r weitergehen. Vielleicht ist es auch Zeit, jemandem um Entschuldigung zu bitten.
Was mir noch Halt gegeben hat, war mein Glaube. Sicher wäre ich sonst nicht Pfarrerin geworden. Natürlich. Aber diesen Weg habe ich erst mit Mitte 20 eingeschlagen. Auch bis dahin habe ich in meinem Leben aus dem Glauben viel Kraft gezogen.
Das Wissen, ich bin geliebtes Kind Gottes und damit unter seinem Schutz gibt mir Zuversicht. Die Gewissheit, auch in Schwerem getragen zu sein bis über den Tod hinaus, waren in meinem Leben immer Eckpfeiler.
Das Gebet ist eine Kraft in meinem Leben. Gott alles sagen zu können, oder ihm manchmal auch alles vor die Füße zu werfen, das hat mir geholfen.
Dieser Tage sagte jemand zu mir, sie glaube schon fast nicht mehr daran, dass Beten hilft. Das macht mich traurig, weil ich es ihr und uns wünsche, Kraft und Hoffnung aus dem Gebet zu ziehen. Aber die Zeiten kenne ich auch. Und dann will man auch nicht mehr beten und kann es nicht mehr.
Dann braucht man jemand, der für einen betet. Ich bitte sie, stehen wir auch im Gebet füreinander ein. Es gibt im Moment auch viele persönliche Notlagen jenseits der Corona Pandemie.
Noch etwas ist mir mittlerweile wichtig und ist eine Stärke, die mich trägt: Die Dankbarkeit. Auch und gerade in diesen Tagen überlege ich mir jeden Morgen neu ein paar Dinge, wofür ich denn dankbar bin. Probieren sie es aus. Es wirkt. Ganz im Sinne des Psalms 103: Lobe den Herrn meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Ich wünsche euch und uns allen, dass wir uns in diesen Tagen immer auf das Besinnen, was uns Mut und Kraft schenkt. Gott segne Sie/Euch.