Nach Psalm 92
Wie schön ist es unterwegs zu sein,
den Duft der Welt, den Wind im Gesicht zu spüren.
Wie schön ist es, mit Freunden gemeinsam unterwegs zu sein,
wie schön, im Takt der Kurven zu schwingen.
Die Freude auf einer Ausfahrt am Wochenende,
gibt mir Kraft für die Arbeit.
Morgens freue ich mich schon, nachts träume ich vom Dröhnen der Motoren.
Fröhlich bin ich und gut gelaunt,
denke ich an mein Motorrad.
Wem soll ich dafür danken, danke sagen für all die schönen Stunden,
den Arbeitern, die es bauten, den Händlern, die er mir teuer verkauften,
den Menschen, die es warten und reparieren.
All den Motorradfahrern, die mich grüßen und mir so ein Gefühl der Zusammengehörigkeit vermitteln.
Ich danke dir Gott, dass du mich Motorrad fahren lässt, mir die Mittel gibt's, ein Motorrad zu unterhalten, mit mir unterwegs bist,
mich vor Gefahren bewahrst, mich behütest auf all meinen Wegen.
Ich sehe aber auch die Unvernunft um mich her, lese von Unfällen, höre von Stürzen, trauere um die Toten.
Ich möchte noch lange Motorrad fahren, möchte noch lange unterwegs sein,
möchte, dass alle Motorradfahrer gesund nach Hause kommen.
Du, der mit mir, mit uns unterwegs bist, sein auf den Straßen, sein in den Köpfen und Herzen, segne uns, behüte uns.
Liebe Biker, liebe Motorradfreunde, liebe Gemeinde!
Was soll ich ihnen erzählen? Meine letzte Motorraderfahrung liegt lange zurück. Ich sitze auf dem Sozius und wir sind im späten Herbst unterwegs nach Tübingen. Ich ohne vernünftige Kombi, ohne warme Schuhe. Als wir ankommen bin ich steif vor Kälte. Kein Windschutz, kein Nierengurt. Der Wind hat mich ausgekühlt! Und doch war es toll! Alles viel unmittelbarer als im Auto spüren – schneller als mit einem Fahrrad voranzukommen, sich in die Kurve zu legen – aber davon brauche ich euch ja nichts von erzählen! Das wisst ihr viel besser als ich!
Ich beneide ja die Biker – wenn ich im Stau stehe und sie sich so an den Autos vorbeischlängeln. Da kommt ihr viel schneller voran. Auch wenn es manchmal brenzlig werden kann, weil jemand plötzlich ausschert, weil er nicht in den Rückspiegel geschaut hat. Ja, dann seid ihr schneller und auch das Kolonnespringen auf der Landstraße geht mit dem Motorrad viel besser! Und manchmal sehe ich euch unter einer Brücke auf der Autobahn stehen, wenn andere im strömenden Regen vorbeifahren. Da denke ich dann: toll, ein festes Dach über dem Kopf zu haben und im Trockenen zu sitzen.
Doch die Faszination, die fehlt, alles ist viel unmittelbarer: Sonne und Regen – Wind und Wege! Wenn der Weg zum Ziel wird, man sich auf den Weg konzentriert, von einer Kurve in die nächste schwingt, dazwischen kräftig beschleunigt, die Strecke unter einem verschwindet. Oder ganz gemütlich im Korso unterwegs ist ... Zusammen das gemeinsame Hobby zelebriert. Gemeinsam rastet: sich mit Gleichgesinnten trifft, fachsimpelt, gemeinsam feiert, ja, auch das spielt eine große Rolle!
Ja, der Weg ist das Ziel: Inzwischen gibt es ja Navis und Apps für das Smartphone, die auf Motorradfahren abgestimmt sind. Sie suchen nicht die kürzeste Verbindung zwischen zwei Orten, sondern die schönste und kurvenreichste Strecke.
Manchmal will man sein Ziel gar nicht auf dem direkten weg erreichen, denn der Weg ist ja schon das Ziel. Und mache Motorradfahrer erreichen ihr Ziel nie.
So schön das Motorradfahren ist – es ist auch gefährlich – gefährlicher als im Auto unterwegs zu sein. Jeder 5. Verkehrstote in Bayern ist ein Motorradfahrer – und dabei sind viel mehr Autos unterwegs. Nur ein geringer Teil der Unfälle geht auf eigenes Verschulden der Motorradfahrer zurück. In 72 % der Fälle tragen andere Verkehrsteilnehmer die Schuld. Auf dem Motorrad seit ihr auch verletzlicher, habt keine Knautschzone, keinen Schutz bei einem Überschlag.
Auch wenn die Sicherheitstechnik inzwischen auch in Motorrädern verbaut wird und hilft. Ich denke da an ABS und an eine Stabilitätskontrolle für Kurven. Ich weiß nicht, ob das gut ankommt bei Motoradfahrern? Findet ihr das gut? Oder eher weniger? Wobei: in den Harleys ist das ABS inzwischen fast ausnahmslos serienmäßig verbaut, wenn ich mich recht informiert habe.
Und es gibt noch eine weitere Sicherheit, die wir alle haben können. Egal ob wir mit dem Motorrad, dem Fahrrad, zu Fuß oder mit dem Auto unterwegs sind. Und warum wir heute hier zusammenkommen und Gottesdienst feiern!
Gott!
Und das ist auch ganz praktisch: So heißte es im Psalm 91:
Denn er befiehlt seinen Engeln,
dich zu schützen, wo immer du gehst (oder fährst).
Sie halten dich mit ihren Händen, damit deine Füße (und dein Motorrad) niemals straucheln.
Der Herr spricht: „Ich will die retten, die mich lieben.
Ich will die beschützen, die auf meinen Namen vertrauen.
Wenn sie zu mir rufen, will ich antworten;
Ich will ihnen in der Not beistehen.
Ich will sie retten und mit ehre schmücken
Ich will ihnen ein langes Leben schenken
und sie an meinem Heil teilhaben lassen.
Vertrauen wir nicht nur auf unsere eigene Stärke, auf unsere Kraft und die Kraft unserer Maschinen, sondern auf Gottes Stärke und seine Kraft. Vertrauen wir darauf, dass er mit uns fährt!
Und in dem Vertrauen treibt es nicht zu bunt, denkt vor jeder Kurve, da kann was ein, dass ich jetzt noch nicht sehe! Bei allem Schutz hilft die eigene Besonnenheit, so ruft uns der Schutzengel auch zu: kühlen Kopf bewahren, die andern machen mehr Fehler! So wünsche ich euch, dass in der Kurve die Straße nicht ausgeht, und ihr immer genug Kohle in der Tasche zum Tanken habt! Amen.
Prädikant Kilian Brandenburg